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Predigt und Fürbitten Vergebung – Penicillin für die Gemeinschaft „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ 5. Bitte Mittwoch, 01.04.2009
in der heutigen 5. Bitte „und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ geht es darum, dass wir uns dem tiefen Erbarmen von Gott unserem Vater öffnen. Er möchte unser Leben und unsere Beziehungen heilen, einfach deswegen, weil Er uns liebt! Die Worte «uns» und «unsere Schuld» weisen in dieser Bitte wieder auf das Mit- und Füreinander in der Gemeinschaft der Menschen hin. Es geht also nicht nur um meine private Versöhnung, sondern um uns alle. Jesus lehrt uns in dieser Bitte, füreinander einzutreten und mitzuwirken, dass alle im Volk Gottes sich gegenseitig versöhnen, dass Seine Liebe in allen Beziehungen fließt. Dazu braucht es aber unser aktives Mitwirken. Wenn wir diese Bitte in der biblischen Überlieferung betrachten, entdecken wir eine Überraschung. Bei Matthäus heißt es: «Und erlasse uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben» (Mt 6,12). Dieser Text bezieht sich vorerst auf das Nachlassen wirtschaftlicher Schulden. Zur Zeit Jesu lebten die meisten Menschen in Armut. Materielle Sorgen und der Kampf ums Überleben standen im Vordergrund. Einander materielle Schulden zu erlassen war für viele eine Notwendigkeit, um menschenwürdig zu leben. Gott liegt die Gerechtigkeit und damit auch das Erlassen von Schulden sehr am Herzen. Der Ausgleich zwischen Reich und Arm, der allen eine neue Chance gibt, ist ein erstes Anliegen dieser Bitte. Doch zu einer solchen Neuverteilung der Güter bedarf es einer ganz entscheidenden Voraussetzung: Vertrauen. Nur in «heilen», vertrauensvollen Beziehungen ist eine solche «Entschuldung» überhaupt denkbar. Deshalb finden sich beim Evangelisten Matthäus am Ende des Vater Unser folgende Verse: «Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben» (Mt 6,14- 15). Hier fällt auf, dass die Versöhnung mit Gott an die Versöhnung untereinander gebunden ist. Jesus lehrt uns, dass nur jene Menschen Gottes Vergebung annehmen können, die auch ihren Mitmenschen vergeben haben. Es gibt keine Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater, die die Gemeinschaft der Menschen untereinander ausschließt. Unsere heutige Formulierung dieser Bitte: «Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern» zeigt deutlich die Verbindung zwischen horizontaler und vertikaler Versöhnung. Vertikal: Versöhnung zwischen Mensch und Gott. Horizontal: Versöhnung zwischen Gott und Mensch. Versöhnung, ja, aber wie oft? Mit dieser Frage kamen die Jünger zu Jesus: «Da trat Petrus zu ihm (Jesus) und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal» (Mt 18,21-22). Jesus sagt: Immer und bedingungslos sollen wir verzeihen. Doch mit dieser Aufforderung stoßen wir schnell an unsere Grenzen. Denn oft knüpfen wir Bedingungen an unsere Vergebung. – Ich vergebe dir schon, wenn du damit aufhörst… – Ich vergebe dir schon, wenn du deine Schuld eingestehst und mich um Verzeihung
– Ich vergebe dir schon, aber nur noch einmal…. Wenn wir verletzt und beleidigt werden, ist es schon viel, wenn wir nicht zurückschlagen und schweigen. So wichtig und oft auch notwendig eine Zeit der örtlichen Distanz zur Heilung von Verletzungen sein kann, ist dies doch noch nicht die Lösung des Reiches Gottes. Die ganze Vergebung meint die Wiederherstellung der Beziehung, und zwar wiederhergestellt durch die bedingungslose Liebe Jesu, die uns heilt und verbindet. Das kann ein langer Weg sein, der in dieser Welt beginnt, oft aber erst in der Ewigkeit die ganze Verwirklichung findet. Beim Verzeihen ist Jesus ganz radikal. Er akzeptiert kein «Wenn und Aber», keine Bedingungen. Warum? Unversöhntheit und Groll können zu seelischen und körperlichen Krankheiten und Störungen führen. Groll zerstört den Menschen von innen her. Er raubt den Menschen den Frieden, vergiftet und verhärtet das Herz. Ein hartes Herz kann kaum Liebe empfangen und schenken. Unversöhntheit ist wie eine offene Wunde. Solange noch schmutzige Fremdkörper in der Wunde sind, wird diese immer wieder eitern und schmerzen. Wunden können erst heilen, wenn sie ganz desinfiziert sind. So ist es auch in unserem Herzen. Solange wir noch einen Vorwurf, eine Bitterkeit behalten, solange wir noch jemandem etwas heimzahlen wollen, öffnet dies immer neu die Wunde in uns. Durch unsere Unversöhntheit binden wir uns an andere Menschen und werden dadurch selbst unfrei. Im Volksmund sagen wir: «Ich trage dem anderen etwas nach.» Meist geschieht dieses Nachtragen in unseren Gedanken. Durch das Festhalten an Vorwürfen können wir anderen Menschen unsichtbare Fesseln anlegen. Solange wir Menschen verurteilen, schlecht über sie denken und reden, solange vermindern wir ihre Chance, dass sie sich ändern, weil wir sie auf ihre Vergangenheit fixieren! Wir tun sie in eine Schublade. Aus diesen Gründen will Jesus bei der Versöhnung keine Halbherzigkeiten. Er will unser aller Heil und Glück, und Er wirkt dieses auch durch unsere Vergebung «ohne Wenn und Aber», d.h. aus ganzem Herzen. Zum Prozess des Heil- und Ganzwerdens gehört es, dass wir unsere Schuld (Schwierigkeiten, Widerstände) immer wieder anschauen, sie annehmen und dann Jesus, unserem Erlöser, zur Entsorgung übergeben. Schuld nennen wir verallgemeinernd das, was sich in uns gegen den Plan Gottes sträubt; das, was das Annehmen und Geben von Liebe behindert oder ganz blockiert. Um von solcher Schuld frei zu werden, ist der Weg des Verzeihens wesentlich.
Jede Schuld – und sei sie noch so klein – hat eine Wirkungsgeschichte. Sie blockiert die Entfaltung des Reiches Gottes. So hat jede Schuld negative Folgen für mich und andere. In diesem Sinn gibt es keine private Schuld, denn auch die intimste Schuld hat Auswirkungen auf andere. Darum bezieht sich Vergebung auch auf alle Bereiche des menschlichen Lebens, auf alle Beziehungen des Menschen. Gott fordert uns immer wieder heraus, unsere Schuld, unser Versagen anzusehen. Aber Er überfordert uns nicht. Soweit es uns möglich ist, wollen wir Ihm alles bringen und uns Seiner Liebe jeden Tag auf’s Neue anvertrauen. Amen. Simone Gerlitzki, Pastoralreferentin Fürbitten Herr, unser Gott, du lädst uns ein, dich in den Tagen der Fastenzeit neu kennen zu lernen, unsere Schuld immer wieder anzuschauen und dir immer mehr zu vertrauen. Höre unsere Bitten:
- Für alle Christen, die sich in diesen Tagen um Erneuerung im Glauben bemühen. Du Gott
der Vergebung: Wir bitten dich erhöre uns.
- Für Menschen, die in Notsituationen alle Hoffnung verloren haben. Du Gott der Vergebung:
- Für jene, mit denen wir in den kommenden Wochen ein klärendes, versöhnendes Gespräch
führen wollen. Du Gott der Vergebung: Wir bitten dich erhöre uns.
Du bist der Gott, der Vergebung und Leben schenkt. Du selbst weckst in uns den guten Willen und gibst deinen Segen für jedes gute Werk. Ehre und Dank sei dir im Namen deines Sohnes, der uns mit dir versöhnt hat. Er lebt und herrscht mit dir in Ewigkeit.
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