Basenpaaren. Da bislang keinerlei genetische
tung der Genomdaten wies interessanterweise
säuren gewährleistet. In diesem Zusammen-
Daten über C. jeikeium vorlagen, liefert die
auf das Fehlen eines Gens für eine Fettsäure-
hang ist noch erwähnenswert, daß C. jeikeium
erstellte Genomsequenz und die daraus abge-
Synthase hin. Dem aus taxonomischen Arbeiten
durch die enzymatische Umsetzung apokriner
leitete Genausstattung erstmals Einblicke in die
bekannten lipophilen Charakter von C. jeikeium
Sekrete der Achselhöhle auch an der Entste-
Physiologie dieses Bakteriums und in die Me-
hung des Schweißgeruches beteiligt sein kann.
chanismen, die zu seiner Multiresistenz und
Fettsäure-Auxotrophie zugrunde. In diesem
Es bleibt also abzuwarten bzw. zu erforschen,
Zusammenhang sind nun besonders die mögli-
welche Rolle C. jeikeium eigentlich als Bestand-
chen Virulenzfaktoren von C. jeikeium von
teil der menschlichen Hautflora spielt. Gelangt
Das Entschlüsseln der
Bedeutung, da viele von ihnen an enzymati-
das Bakterium jedoch an ansonsten sterile Be-
genomischen Sequenzdaten
schen Reaktionen beteiligt sind, die prinzipiell
reiche des menschlichen Körpers, kann es dort
von C. jeikeium
durch die Schädigung des Wirtsgewebes zur
durch seine Genausstattung schwere nosoko-
Freisetzung von Fettsäuren beitragen können.
daß die chromosomale DNA von C. jeikeium
Damit besteht offensichtlich ein unmittelbarer
K411 mit zahlreichen „Inseln“ durchsetzt ist,
Zusammenhang zwischen der Fettsäure-Auxo-
und Analyse des Genoms von C. jeikeium K411
die sich durch einen atypischen G+C-Gehalt
trophie von C. jeikeium, der damit verbundenen
wird in der Juli-Ausgabe (Heft 187, Nr. 13) der
der DNA auszeichnen. Viele dieser Bereiche
Abhängigkeit von exogenen Fettsäuren für das
Zeitschrift Journal of Bacteriology erscheinen.
sind in unmittelbarer Nähe zu transponierbaren
bakterielle Wachstum und der vorhergesagten
DNA-Elementen lokalisiert oder stellen selbst
Wirkungsweise der Virulenzfaktoren. Es wird
Kontakt
Transposonen dar. Diese kodieren nicht nur für
somit auch verständlich, warum C. jeikeium
Proteine, die vermutlich über verschiedene
überwiegend in intertriginösen Bereichen der
molekulare Mechanismen zur Multiresistenz
Haut gefunden wird, denn nur dort ist wahr-
von C. jeikeium beitragen können, sondern
scheinlich durch die erhöhte Feuchtigkeit und
E-Mail: [email protected]
auch für Proteine des Eisen- und Manganstoff-
die Bildung des Hydrolipidfilms der Haut eine
wechsels. Die weitere metabolische Auswer-
ausreichende Versorgung mit exogenen Fett-
Überleben im Überfluss: Das Essigsäurebakterium Gluconobacter oxydans Das Genom von G. oxydans scheint eine extreme Anpassung an Habitate mit hohen Substratkonzentrationen darzustellen Armin Ehrenreich, Christina Prust, Gerhard Gottschalk und Uwe Deppenmeier
Essigsäurebakterien, zu denen die Gattung
Mikroorganismen nicht selten. So oxidiert etwa
Oxidationen eine Vielzahl von Produkten. Es
Gluconobacter gehört sind strikt aerobe, Gram-
Bacillus subtilis bei Wachstum auf Glucose unter
stellt sich die Frage nach dem Grund für diese
negative Organismen, die phylogenetisch in der
aeroben Bedingungen nur einen geringen Teil
Eigenschaft der Mikroorganismen: Ist es nicht
Gruppe der ␣-Proteobakterien stehen. Ihre cha-
der Glucose vollständig. Der größte Teil des
eine „Energieverschwendung“ Substrate wie
rakteristische physiologische Eigenschaft ist,
Kohlenstoffs wird als Acetat und daneben auch
Glucose nur bis zum Acetat oder gar nur zu
dass sie ihre Substrate nur unvollständig oxi-
als 2,3-Butandiol oder Laktat ausgeschieden.
Ketogluconaten zu oxidieren und dabei auf
Ganz ähnlich ist es auch bei Saccharomyces
einen Großteil der Energie zu verzichten? In
cerevisiae: Bei hohen Glucosekonzentrationen
dieser Hinsicht interessant ist die Beobachtung,
Unvollständige Oxidationen:
wird selbst unter aeroben Bedingungen ein
dass viele Organismen nur dann unvollständi-
Besser viel als gründlich
großer Teil des Kohlenstoffs der Glucose zu
ge Oxidationen betreiben, wenn relativ viel
Ethanol umgesetzt und nicht zu CO oxidiert.
Substrat zur Verfügung steht. So oxidiert die
steht man, dass ein Substrat wie etwa Glucose
Burkholderia cepacia oxidiert Glucose, genau
oben erwähnte Bäckerhefe S. cerevisiae Gluco-
nicht vollständig zu Kohlendioxid und Wasser
wie Essigsäurebakterien, zunächst nur zu Glu-
se vollständig, wenn diese nur in geringen Kon-
oxidiert wird, sondern durch den Organismus
conat und dann auch zu 2-Ketogluconat. Wie
als mehr oder weniger oxidierte Zwischenstufe
zumindest bei einigen Organismen unvollstän-
ausgeschieden wird. Diese Eigenschaft ist unter
erkennen kann, entstehen bei unvollständigen
dige Oxidationen als eine Anpassung an hohe
Substratkonzentrationen sehen. Für einen
Mikroorganismus ist bei Substratüberschuss
hohe Substratkonzentrationen dar. Dies passt
nicht die Energie pro Substratmolekül sondern
auch zu dem natürlichen Vorkommen der Orga-
die Energie pro Zeiteinheit von Bedeutung.
nismen im Nektar von Blüten, im Bienendarm,
Zudem ist die Beobachtung wichtig, dass bei
auf Früchten und an anderen Stellen mit stark
unvollständigen Oxidationen große Produkt-
mengen in relativ kurzer Zeit angehäuft wer-
den. Dies geht oft mit einer Veränderung der
Gluconobacter bereits seit vielen Jahren in
Lebensbedingungen einher, an die der unvoll-
einer Reihe von Verfahren zu Nutze (1). Von
ständig oxidierende Organismus oft gut ange-
technischem Interesse ist zum Beispiel die fer-
passt ist, viele seiner Konkurrenten dagegen
mentative Gewinnung von Vorstufen für die
nicht. So produzieren Essigsäurebakterien aus
chemische Synthese von Ascorbinsäure (Vita-
Glucose Gluconsäure und Ketogluconsäuren.
min C) nach dem Reichstein-Verfahren; hier
Diese Produkte führen zu einer schnellen
wird die Oxidation von D-Sorbit zu L-Sorbose
mikrobiell durchgeführt. In moderneren Verfah-
viele potentielle Nahrungskonkurrenten nicht
ren schließt sich die Oxidation der D-Sorbose zu
Abb. 1: Elektronenmikroskopische Aufnahme von
mehr wachsen, während etwa Gluconobacter
2-Keto-L-Gulonsäure an. Auch die Umsetzung
Gluconobacter oxydans 621H. Foto: Dr. M. Hoppert,
noch unterhalb von pH 3 Wachstum zeigt. Ganz
von 1-Amino-D-Sorbit zu 1-Amino-L-Sorbose
ähnlich ist die relativ hohe Toleranz von S. cere-
als Vorstufe für die Synthese des antidiabe-
visiae gegenüber dem akkumulierten Ethanol
tischen Wirkstoffes Miglitol ist eine mit Gluco-
tionen angepasst sind. Abbildung 2 verdeut-
nobacter durchgeführte unvollständige Oxida-
licht die Topologie dieses Stoffwechsels mit
tion. Gluconobacter-Stämme produzieren ali-
dem Substrat Sorbitol als Beispiel. Es ist er-
Gluconobacter oxydans,
phatische und aromatische Carbonsäuren und
kennbar, dass der Organismus auch eine Reihe
der geborene Biotechnologe
Thiocarbonsäuren, die als Geschmacksstoffe
Anwendung finden. Weitere wichtige Produkte,
sitzt, die ähnliche Reaktionen wie die membr-
Essigsäurebakterien unvollständige Oxidatio-
die von G. oxydans gebildet werden, sind Dihy-
anständigen Dehydrogenasen katalysieren,
nen durchführen, sondern dass sie extreme Bei-
droxyaceton (Bräunungsmittel und chemischer
aber ihre Reduktionsäquivalente auf NAD oder
spiele für diesen Stoffwechseltyp darstellen:
Grundstoff), Gluconat (Spülmittelzusatz und
NADP übertragen. Diese cytoplasmatischen
Eine Vielzahl von Zuckern, Polyolen und ande-
Säuerungsmittel für Lebensmittel), 2-Ketoglu-
Enzyme sind offensichtlich dafür verantwort-
ren Alkoholen kann unvollständig in Einzel-
conat (chemische Synthese) und 5-Ketogluco-
lich, einen Teil der von den membrangebunde-
schritten zu den korrespondierenden Zucker-
nat (Synthese von L-(+)-Weinsäure). Die oben
nen Proteinen gebildeten Oxidationsprodukte
säuren oder Ketonen umgesetzt werden. Weil
erwähnten Oxidationsreaktionen werden in G.
in den Zellstoffwechsel einzuschleusen, um
oxydans durch lösliche oder membrangebunde-
schritte erfolgen, werden riesige Substratmen-
ne Dehydrogenasen katalysiert. In den letzten
gen für die Bildung von vergleichsweise wenig
Jahren sind eine Reihe derartiger Enzyme iden-
Reihe von Dehydrogenasen charakterisiert,
Zellmasse umgesetzt. Diese Tatsache ist auch
tifiziert und charakterisiert worden. Hier sind
doch war aufgrund des enormen Oxidationspo-
der Grund dafür, dass Essigsäurebakterien für
an erster Stelle die Glucose-, die Alkohol- und
tentials zu vermuten, dass G. oxydans weitere
die Biotechnologie sehr interessant sind: Sie
sind gewissermaßen „lebende Katalysatoren“
prosthetische Gruppe das Pyrrolochinolinchi-
Dehydrogenasen besitzt, deren Struktur und
für stereo- und regioselektive Oxidationsreak-
non (PQQ) enthalten. Daneben wurden Flavin-
Substratspektrum bislang nicht bekannt waren.
tionen an Zuckern und anderen Alkoholen die
abhängige Dehydrogenasen gefunden, die D-
Licht in das Dunkel des Stoffwechsels dieses
chemisch nicht oder nur schwer durchzuführen
Sorbit und Gluconat umsetzen. Das Besondere
industriell bedeutsamen Organismus brachte
sind. Hinzu kommt, dass Essigsäurebakterien
an diesen Enzymen ist, dass sie membranstän-
erst die komplette Sequenzierung und Analyse
hohe Substratkonzentrationen, z.B. bis zu 25%
dig sind, wobei ihr aktives Zentrum nach außen
des Genoms von G. oxydans 621H, die im Labo-
Glucose, tolerieren, sich also bei Fermentatio-
in den periplasmatischen Raum gerichtet ist.
ratorium für Genomanalyse der Universität
nen sehr hohe Raum/Zeit-Ausbeuten erreichen
Dies ermöglicht es dem Bakterium ein Substrat
Göttingen durchgeführt wurden (4).
lassen. Gluconobacter ist unter den Essigsäure-
zu oxidieren, ohne dieses vorher in das Cyto-
bakterien die am stärksten an den geschilder-
plasma transportieren zu müssen (2). Die Sub-
Das Genom von
ten Lebensstil angepasste Gattung. Sie kann im
stratmoleküle gelangen durch Porine in den
Gluconobacter oxydans 621H
Gegensatz zu Organismen der Gattung Aceto-
periplasmatischen Raum, werden dort oxidiert,
bacter keinerlei vollständige Oxidation durch-
und die Oxidationsprodukte können das Peri-
steht aus einem circulären Chromosom von
führen. Während etwa die Essigsäure, die Ace-
plasma durch die Porine schnell wieder verlas-
2.702.173 bp. Zusätzlich besitzt G. oxydans 5
tobacter aus dem Substrat Ethanol gebildet
sen. Das ermöglicht den Essigsäurebakterien,
Plasmide mit einer Größe von 26,6 kb, 14,6 kb,
hat, nach dem Verbrauch des Ethanols voll-
vergleichsweise große Substratmengen umzu-
13,2 kb, und 2,7 kb. Insgesamt wurden auf dem
ständig oxidiert wird, ist Gluconobacter zu kei-
setzen und liefert eine Erklärung, warum diese
Genom 2.601 ORFs, 4 rRNA Operons sowie 55
ner vollständigen Oxidation fähig; er stellt also
Organismen so gut an hohe Substratkonzentra-
tRNA Gene identifiziert. Die Sequenz des Ge-
noms ermöglichte eine Rekonstruktion des fas-
nolpyruvat-synthetisierenden Enzyme in G. oxy-Literatur
zinierenden Stoffwechsels von G. oxydans, der
dans nachgewiesen werden. Die Assimilation
1. Adachi, O., D. Moonmangmee, H. Toyama,
diesem Organismus ein Leben bei hohen Sub-
von Kohlenhydraten scheint über den oxidati-
M. Yamada, K. Shinagawa, and K. Matsushita.
stratkonzentrationen ermöglicht. So wurden
ven Pentosephosphat-Zyklus oder den Entner-
2003. New developments in oxidative fermentation.
nicht weniger als 75 Dehydrogenasen identifi-
Doudoroff Weg zu verlaufen, wobei die genaue
Appl Microbiol Biotechnol 60:643-653.
ziert, von denen die wenigsten bereits bioche-
Funktion der vielen löslichen Dehydrogenasen
2. Deppenmeier, U., M. Hoffmeister, and C. Prust.
misch charakterisiert sind. Erst die Genomse-
noch offen bleibt. Eine Gluconeogenese scheint
2002. Biochemistry and biotechnological appli-
quenz lässt die oxidativen Fähigkeiten dieses
also in Habitaten mit hohem Zuckergehalt nicht
cations of Gluconobacter strains. Appl Microbiol
notwendig zu sein. Ungewöhnlich für einen
werden, dass man das biotechnologische Po-
strikten Aerobier: Der Citronensäurezyklus ist
3. Gupta, A., V. K. Singh, G. N. Qazi, and A. Kumar.
tential der Essigsäurebakterien wohl gerade
aufgrund einer fehlenden Succinat-Dehydroge-
2001. Gluconobacter oxydans: Its Biotechnological
erst angekratzt hat. Die Elektronen, die durch
nase unvollständig und kann somit nur biosyn-
Applications. J Mol Microbiol Biotechnol 3:445-456.
thetischen Zwecken dienen, analog zu vielen
4. Prust, C., M. Hoffmeister, H. Liesegang, A. Wiezer,
Substrat entzogen werden, fließen in eine rela-
anaeroben Organismen. Somit bestätigt die
W. F. Fricke, A. Ehrenreich, G. Gottschalk, and U.
tiv einfache Atmungskette bestehend aus Ubi-
Genomsequenz, dass G. oxydans nicht zu einer
Deppenmeier. 2005. Complete genome sequence
chinon und Chinon-Oxidasen des Typs bo und
vollständigen Oxidation in der Lage ist. Wie
of the acetogenic bacterium Gluconobacter bd. Auch in Bezug auf die Atmungskette wirft
diese kurze Darstellung erahnen lässt, hat G.oxydans. Nature Biotech 23:195-200.
das Genom von G. oxydans spannende Fragen
oxydans einen sehr außergewöhnlichen Stoff-
für die weitere Arbeit auf: Der Organismus ent-
wechsel, der nur durch seine Ökologie zu ver-
Kontakt
hält eine Ubichinon:Cytochrom c Oxidoreduk-
stehen ist und für die Wissenschaft noch viele
tase, ohne jedoch eine identifizierbare Cyto-
Fragen aufwirft. Gleichzeitig eröffnet dieser
BiotechGenoMik Netzwerk Göttingen
chrom c Oxidase zu besitzen. Hier müssen funk-
Stoffwechsel aber auch ein großes biotechno-
im Institut für Mikrobiologie und Genetik
logisches Potential, wenn es um einfach und
der Georg-August-Universität Göttingen
billig durchzuführende stereo- und regioselek-
ierte Zentralstoffwechsel reflektiert ebenfalls
die extreme Anpassung dieses Organismus an
Polyolen geht, die mit den Mitteln der techni-
ein Leben bei hohen Substratkonzentrationen.
schen Chemie nicht oder nur sehr schwer zu
Eine vollständige Glykolyse oder Gluconeoge-
bewerkstelligen sind. Gerade die Methoden des
nese fehlt, da weder eine Phosphofructokinase,
„metabolic engineering“ könnten dieses
noch eine Fructose-bisphosphatase vorhanden
sind. Darüber hinaus konnten keine Phosphoe-
FP7 MULTILINKS Work package 5: Short report on methodology for analysing intergenerational relationships in a comparative perspective Arnstein Aassve, Bruno Arpino, Nicolas Robette Department of Decision Sciences and “Carlo F. Dondena” Research Centre for Research on Social Dynamics, Bocconi University, Via Roentgen 1, 20136 Milano The MULTILINKS research project touches on
September 19, 2009 2010 Prohibited List Summary of Major Modifications INTRODUCTORY PARAGRAPH The introductory sentence on the use of drugs limited to medically justified The reference to Specified Substances has been amended in accordance with SUBSTANCES AND METHODS PROHIBITED AT ALL TIMES (IN- AND OUT-OF- COMPETITION) S1: Anabolic Agents Th