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Können purulente Hautläsionen ohne Antibiotika behandelt werden?
Marcin Ambroziak*, Wadim Stapór † , Andrzej Langner Abteilung für Dermatologie, Medizinische Fakultät der Universität Warschau Dauer des Anwendertests: Mai – September 2000 Publikation des Anwendertests in der polnischen Fachzeitschrift für DermatologieLEKI 4/2001 *IWOLANC Wissenschaftlich-Klinische Arbeitsgruppe in Iwonicz-Zdrój Korrespondenzadresse:Marcin AmbroziakAbteilung für Dermatologieul. Koszykowa 82 a02-008 Warschau † Dr. W. Stapór verstarb während der Arbeit an diesem Aufsatz Bei höher entwickelten Lebewesen, wie dem Menschen, spielt die Haut bei derPrävention und Bekämpfung von bakteriellen Infektionen eine bedeutende Rolle. ZumZwecke dieser Abwehr hat sich im Laufe der Evolution der Mechanismus derEntzündung herausgebildet, die ihrerseits durch drei Hauptmomente ausgelöst wird,nämlich durch Traumen, durch Infektionen und durch die Effekte von Antigenen bzw.
Haptenen, Autoantigenen und Superantigenen. Unter deren Einfluss werdenverschiedene Chemokine und Zytokine freigesetzt, die eine entzündliche Reaktion inGang setzen, die zum Ziel hat, die auslösenden Faktoren zu lokalisieren und zuisolieren.
Im Laufe der Evolution haben niedere und höhere Organismen verschiedeneMechanismen der antibakteriellen Abwehr ausgebildet. Die Immunität kannzweifacher Natur sein; es wird zwischen angeborener (unspezifischer) underworbener (spezifischer) Immunität unterschieden. Bei der erworbenen oderspezifischen Immunität handelt es sich um eine inflammatorisch-immunologischeReaktion infolge einer bakteriellen Penetration des Organismus. Von entscheidenderBedeutung sind hierbei die Neutrophile und die von ihnen freigesetzten Zytokine undDefensine wie beispielsweise Il-1 oder TNF-alpha; sowie im fortgeschritteneremStadium der Entzündung auch T- und B-Zellen, die die Abwehrreaktion zusätzlichunterstützen. Die unspezifische bzw. angeborene Immunität dagegen richtet sichnicht selektiv gegen einen bestimmten Erreger, sondern ist in jeder den Organismusbedrohenden Situation aktiviert. Bei den Vertebraten ist der äußerste Teil des Körpersvon einem Material aus Keratinozyten umgeben, die einen relativ geringenWasseranteil enthalten, der in der Hornschicht etwa 10 % der Trockenmasseausmacht. Dieser geringe Prozentsatz ist ausreichend, um die Elastizität undDehnbarkeit der Haut zu gewährleisten und einer Besiedelung durch Bakterien entgegenzuwirken. Bis vor kurzem wurde angenommen, dass neben dem relativtrockenen Milieu der Haut auch der so genannte Säureschutzmantel bei derantibakteriellen Abwehr eine wichtige Rolle spielt.
In den vergangenen Jahren wurden eine Reihe sowohl pflanzlicher als auch tierischerStoffe mit antibakterieller Wirkung isoliert [1]. So konnten in Studien am Drosophila-Modell Substanzen isoliert werden, die das Wachstum von grampositiven undgramnegativen Bakterien und einigen Pilzen hemmen. Alle Substanzen bilden sich inFolge einer Infektion, d.h. dem Kontakt mit einem infektiösen Erreger (z.B. Bakterien,Pilze). Von Interesse ist, dass in den oben erwähnten Studien sich die Reaktionen jenach Ätiologie der Infektion voneinander unterschieden. Man sollte daher diese Artder Immunität als unspezifische Immunität ansehen, die unabhängig von einemgenetischen Rearrangement abläuft, wie es bei der spezifischen, durch T- und B-Zellen vermittelten und daher eingeschränkten Immunität der Fall ist. Dies heißt aberauch, dass es sich bei den Faktoren bakteriellen und mykotischen Ursprungs, die dieProduktion der oben erwähnten immunprotektiven Peptide in Gang setzen, umidentische oder doch zumindest ähnliche Substanzen handelt.
In den vergangenen Jahren konnten in an Froschhaut durchgeführten Studien eineReihe “kleiner” Peptide (> 20 Aminosäuren) mit breitgefächerter Wirkung gegengrampositive und gramnegative Erreger, aber auch gegen Pilze und selbst einigeProtozoen isoliert werden [1]. Zu diesen Substanzen sind die Gruppe der Magainine,Dermaseptine und Opiatpeptide zu rechnen. Eine weitere Quelle stellen spezifischePhagozyten dar, wie z.B. Neutrophile, die bei Vertebraten die so genannten Alpha-Defensine freisetzen. So werden vier dieser Alpha-Defensine von Neutrophilenproduziert (HNP 1-4), zwei weitere konnten aus den Paneth-Zellen derDarmschleimhaut isoliert werden [2]. Interessanterweise kommen bei Vögeln undHuftieren Alpha-Defensine nicht vor; deren Rolle wird hier von Defensinen des Beta-Typs übernommen.
Das erste beim Menschen nachgewiesene Beta-Defensin war das hBD-1 (humanesBeta-Defensin-1), das aus Homofiltraten von Patienten mit chronischenNierenerkrankungen isoliert wurde [4]. hBD-1 setzt sich aus 36 Aminosäurenzusammen und weist ein Molekulargewicht von 3,9 kD auf [5]. Man vermutet, dasshBD-1 vor allem in den Atemwegen, dem Urogenitalsystem und demGastrointestinaltrakt eine wichtige immunprotektive Funktion übernimmt. So konnte inZellen der Nasenschleimhaut, der Nieren und des Pankreas die Expression vonmRNA für hBD-1 nachgewiesen werden [2, 3, 6]. Wie kürzlich gezeigt wurde, wirdhBD-1 als ein aus 47 Aminosäuren bestehendem Propeptid in die Tubuli renalesabgegeben. Da sich im Urin und im Serum von Pyeolonephritis-Patienten erhöhteKonzentrationen von hBD-1 nachweisen ließen (3,1-fach bzw. 1,8-fach), darf davonausgegangen werden, dass es im Rahmen von verschiedenen Infektionen eineprotektive Funktion übernimmt.
Auch bezüglich viraler Infektionen wurden einige interessante Beobachtungengemacht [7]. So zeigte sich in experimentellen Studien, dass hBD-1 sowie HD-5, einweiteres Molekül dieser Gruppe, die Infektiosität von Adenoviren des Stames Av1CF7um das 3- bis 5-fache senken kann, was die potenzielle Wirksamkeit einerGentherapie mit diesem Vektortyp signifikant herabsetzen könnte.
Aus den Hautschuppen von Psoriasis-Patienten konnte in Studien eine bisherunbekannte Substanz mit antibakterieller Eigenschaft und einem Molekulargewichtvon 4 kD isoliert werden. Das so genannte Beta-Defensin-2-hBD-2 zeichnet sichdurch eine außergewöhnlich starke bakteriostatische Wirkung gegenübergramnegativen Erregern wie Escherischia coli und Pseudomonas aeruginosa aus.
Darüber hinaus hemmt es auch das Wachstum von Candida albicans und ingeringerem Maße das von Staphylococcus aureus. hBD-2 kann in gesunder Hautnachgewiesen werden, wird verstärkt aber bei Psoriasis gebildet sowie in kulturellgezüchteten Keratinozyten, die mit P.-aerguinosa-Antigenen oder TNF-alphastimuliert wurden.
Es wird deutlich, dass der Epidermis bei der angeborenen Immunität, d.h. einerkonstitutionell definierten Abwehrlage, eine wichtige Rolle zukommt. ImZusammenspiel mit der Reifung und Differenzierung von Keratinozyten werden imStratum corneum und Stratum granulosum verschiedene unspezifische antibakteriellwirksame Substanzen gebildet, u.a. Antileukoproteasen und Defensine [8].
Die menschliche Haut ist von zahlreichen Bakterienstämmen besiedelt, die Standort-bzw. die Durchgangsflora bilden. Im Allgemeinen ist die Besiedelung trockenerHautareale weniger stark ausgeprägt als die Besiedelung feuchter undseborrhoischer Hautareale. Besonders stark ist sie in den oberen Schichten derEpidermis, also der Hornschicht (Stratum corneum), und den zwischen denHautschuppen befindlichen Hautspalten, wo sich Cluster von 50 bis zu mehreren 100Keimen ansiedeln können. In den Haarfollikeln finden sich vor allem anaerobeBakterien der Gattung Corynebacterium und das Hefe-ähnliche Pityrosporum.
Dagegen sind normalerweise weder die apokrinen noch die ekkrinen Schweißdrüsenund Schweißdrüsenausführungsgänge von Bakterien besiedelt.
Der koagulasepositive Staphylococcus aureus, einer der häufigsten Erreger vonLokalinfektionen der Haut und systemischen Erkrankungen, wird in zunehmendemMaße recht häufig bei asymptomatischen Infektionsüberträgern gefunden; in einigenPopulationen ist er beinahe ubiquitär. Der Prozentsatz inapparanter Besiedelungenmit Staphylococcus aureus hängt aber auch von der Körperregion ab. Auf trockenergesunder Haut ist er praktisch nicht nachweisbar, und ein positiver Befund dürfte aufeine zufällige Verschleppung aus der Nase, der Leistengegend, den Achselhöhlenoder den Zehenzwischenräumen zurückzuführen sein, wo eine inapparenteBesiedelung bei je 35 %, 25 % und 2,5-10 % der untersuchten Personennachgewiesen werden konnte.
Staphylococcus epidermidis ist der am häufigsten vorkommende Saprophyt derkoagulasenegativen Staphylokokken und findet sich vorzugsweise auf der Haut desGesichts und des Thorax. Sein humanpathogenes Potenzial ist umstritten; meisthandelt es sich bei Staphylococcus-epidermis-Infektionen um Superinfektionen, beidenen ein Zusammenhang mit dem Einsatz von vaskulären Kanülen oderImplantaten, mit Wunden oder einer Immunsuppression besteht. An den oberen undunteren Extremitäten finden sich am häufigsten Staphylococcus hominis, währendStaphylococcus saprophyticus, S. xylosus und S. cohnii vor allem bei jüngerenMenschen an den Füßen nachgewiesen werden kann. Dabei kommt es bereitswährend der ersten Lebenstage bzw. -monate zu einer Besiedelung mit diesenhäufigsten Vertretern der koagulasenegativen Staphylokokken.
Bakterien der Gattung Micrococcus können häufig aus der Haut isoliert werden. Vonden sieben bekannten Spezies findet sich am häufigsten M. luteus, vor allem beiFrauen und Kindern. Diese Bakterien sind apathogen und daher für Dermatologenund Epidemiologen außer zur Bestimmung des Hautmilieus nicht von Interesse.
Grampositive Stäbchenbakterien sind Vertreter der physiologischen Standortflora undwerden nicht ganz korrekt unter dem Sammelbegriff der Diphteroidezusammengefasst. Anhand der Zellwandstruktur unterscheidet man fünfverschiedene Typen. Dabei finden sich die Aerobier Corynebacterium hofmannii, C.
minutissimum
, C. xerosis und die Anerobier Propionibacterium acnes, P. avidum undP. granulosum am häufigsten. Letztere besiedeln bevorzugt Hautareale, die vermehrtTalgdrüsen aufweisen, wie Gesicht und oberen Brustbereich, wobei die Koloniedichtemit der zunehmenden Talgproduktion während der Pubertät massiv ansteigt.
Im Allgemeinen unterliegt die Dichte einer aeroben bakteriellen Besiedelung der Haut- in Abhängigkeit von der jeweiligen Körperregion - großen Schwankungen. So liegtdiese an den Händen bei etwa 600/cm2, an den Unterarmen bei etwa 60/cm2, und inden Achselhöhlen bei etwa 500.000 bis 1.000.000/cm2.
Wie bereits erwähnt, besiedeln anaerobe Bakterien vor allem Haarfollikel mit großenTalgdrüsen. Hier kann die Keimzahl zwischen mehreren 10.000 bis zu 10 Millionenpro cm2 betragen. Dabei wurden individuelle Schwankungen bereits berücksichtigt,bei der hier angegebenen Zahl handelt es sich also um eine recht konstante Größe,die für alle Individuen zutrifft.
Die häufigsten Erreger von Weichteilinfektionen sind Streptokokken, wobei alswichtigster Vertreter Streptococcus pyogenes zu nennen ist, der der Gruppe A derLancefield-Klassifikation angehört. Bei etwa 10 % der untersuchten gesundenFreiwilligen konnte der Erreger aus der Rachenschleimhaut isoliert werden, etwasweniger häufig aus der Nasenschleimhaut. Auch Streptokokken der Gruppe C könnenHautinfektionen wie Impetigo contagiosa und Erysipelas verursachen. Dies ist jedochnur selten der Fall und ist dann in Zusammenhang mit Operationen undDurchblutungsstörungen der Extremitäten zu sehen.
Streptokokken der Gruppen B und D kommen nur in Ausnahmefällen als Auslöser fürHautkrankheiten in Frage, so bei chronisch Kranken, bei kachektischen Patienten undbei Neugeborenen.
Auch alpha-hämolysierende Streptokokken wie Streptococcus viridans finden sich aufder Haut; in der Ätiologie und Pathogenese purulenter Hautläsionen spielen siejedoch keine Rolle. Dies gilt ebenso für die nicht-hämolysierenden Streptokokken.
Mit zunehmendem Fortschritt in der Medizin hat auch in polnischen Krankenhäuserndie bakteriologische Labordiagnostik an Bedeutung gewonnen, was aber auch zueinem Anstieg der Behandlungskosten und einer Zunahme der Resistenz vielerErreger gegen Antibiotika geführt hat. Leider wird der labordiagnostische Befund vonSeiten des medizinischen Personals jedoch viel zu häufig mangelhaft interpretiert,und so werden viele Patienten, bei denen eine irgendwie geartete Keimbesiedelungdiagnostiziert wurde, mit Antibiotika behandelt, auch wenn der bakterielle Befund oftin gar keinem Zusammenhang mit einer bakteriellen Infektion steht.
Begünstigt werden bakterielle Infektionen durch Faktoren wie angeboreneImmunschwäche, Nährstoffmangel (Kwashiorkor, Marasmus), Stoffwechselstörungen(Diabetes mellitus, Urämie) und HIV-Infektion.
Für die Behandlung purulenter Hautläsionen stehen im Allgemeinen lokale odersystemische Antibiotika zur Verfügung. Außer bei sehr starken entzündlichenReaktionen oder bei Beteiligung großflächiger Hautareale (z.B. Erysipele) lassen sichmit einer lokalen Antibiotikatherapie jedoch in der Regel die gewünschtentherapeutischen Ergebnisse erzielen.
Zu den am häufigsten eingesetzten Therapeutika zählen die Aminoglykosid-Antibiotika der 1. und 2. Generation. Bei ihnen handelt es sich um wichtige Vertreterder bakteriziden Antibiotika. Ihr Wirkungsmechanismus beruht auf einer irreversiblenBindung der 30-S Untereinheit der bakteriellen Ribosomen und auf der Bildung“falscher” Proteine mit einer abnormen Aminosäuresequenz. Sie zeigen ein hohesbakterizides Potenzial gegenüber Enterobacteriaceae sowie gegenüberPseudomonas aeruginosa, Neisseria, Brucella und Haemophilus und wirken starkgegenüber Staphylokokken, jedoch nur schwach gegenüber Streptokokken. AnderenAnaerobiern gegenüber sind Aminoglykosid-Antibiotika praktisch wirkungslos. Einzusätzlicher Vorteil liegt in ihrem geringen Resistenzpotenzial begründet. In derdermatologischen Praxis am häufigsten eingesetzt werden Neomycin (als Salbe oderSpray) und Gentamicin (als 0,1 % Salbe oder Creme). In lokaler Anwendung zeigenAminoglykosid-Antibiotika so gut wie keine der bekannten schwerwiegendenNebenwirkungen (Nephrotoxizität, Hepatotoxizität), allerdings werden unter Neomycinhäufig Überempfindlichkeitsreaktionen beobachtet.
Eines der ältesten Antibiotika ist das im Jahre 1947 entwickelte Chloramphenicol.
Dabei handelt es sich um ein Bakteriostatikum mit einem außergewöhnlich breitenWirkungsspektrum sowohl gegenüber grampositiven als auch gegenübergramnegativen Erregern. Lediglich Pseudomonas aeruginosa ist resistent gegendieses Antibiotikum. Der Wirkungsmechanismus von Chloramphenicol beruht auf derintrazellulären Hemmung der mikrobiellen Protein- und Lipidbiosynthese. Aufgrundzahlreicher Wechselwirkungen und der potenziellen Gefahr einer Agranulozytosebzw. Thrombozytopenie wird Chloramphenicol in der systemischen Antibiotika-Therapie praktisch nicht mehr verwendet. Mit lokal aufgetragener 2 %-haltiger Salbelassen sich jedoch hervorragende Ergebnisse erzielen.
Bacitracin ist der einzige Vertreter der lokalen Polymyxine. Bei den Polymyxinenhandelt es sich um eine Gruppe von Antibiotika, die sich vor allem durch ihrebakterizide Wirkung gegenüber grampositiven Erregern auszeichnen. Allerdings zeigtBacitracin gegenüber Pseudomonas aeruginosa keine Wirkung. DerWirkungsmechanismus beruht auf einer Inhibition der bakteriellen Zellwandsynthese.
Bacitracin steht als Spray, Puder oder Salbe zur Verfügung und wird für gewöhnlich inKombination mit Neomycin eingesetzt.
Als klassische Chemotherapeutika gelten Sulfonamide. Ihr Wirkungsmechanismusberuht auf einem Antagonismus, der für die bakterielle Folsäuresyntheseunverzichtbaren p-Aminobenzoesäure. Sulfonamide besitzen ein breitesWirkungsspektrum gegenüber grampositiven und gramnegativen Erregern sowiegegenüber Anaerobiern. Für die äußerliche Behandlung stehen in erster Linie Cremes mit Sulfadiazin-Silbernitrat zur Verfügung. Aufgrund ihrer wundheilendenEigenschaften werden Sulfonamide vor allem bei Wundinfektionen oderVerbrennungen eingesetzt.
In der Klinik haben sich Fusidinsäure und Mupirocin als wirksamste externeAntibiotika bewährt. Der Umstand, dass so gut wie kein bakterieller Erreger gegendiese Wirkstoffe resistent ist, dürfte erklären, warum Fusidinsäure und Mupirocin nurmit großer Zurückhaltung eingesetzt werden. Bei Fusidinsäure handelt es sich um einBakteriostatikum mit Steroidstruktur, das gegen grampositive Bakterien wirkt. DerWirkungsmechanismus der Fusidinsäure beruht auf einer Hemmung der Protein-Biosynthese. Leider ist Fusidinsäure derzeit auf dem polnischen Markt nicht erhältlich.
Bei Mupirocin handelt es sich um ein Produkt der Fermentation von Pseudomonasfluoroscens. Seine Wirkung beruht auf einer Hemmung der bakteriellenProteinsynthese und einer reversiblen Bindung an die t-RNA-Synthetase. Mupirocinwird vor allem bei Infektionen mit Staphylococcus aureus, beta-hämolysierendenStreptokokken und Streptococcus pyogenes eingesetzt. Es steht als 2 %-haltigeSalbe zur Verfügung.
Zweifellos ist der Einsatz von Antibiotika bei purulenten Hautinfektionen diewirksamste Strategie, da Antibiotika die Anzahl pathogener Keime signifikantreduzieren und eine rasche Abheilung von Eruptionen bewirken. Nicht übersehenwerden sollte jedoch die zunehmende Resistenzbildung gegenüber Antibiotika, die alseine der Hauptursachen für Therapieversagen anzusehen ist. So ist derunkontrollierte, häufig unangemessene Einsatz lokaler Antibiotika nicht nur im hohenMaße für eine Verringerung der Wirksamkeit systemischer Äquivalenteverantwortlich, sondern über den Mechanismus der Kreuzresistenz auch für diezunehmende Unwirksamkeit anderer Medikamente. Ein weiteres Problem in derBehandlung von Hautläsionen mit begleitender bakterieller Superinfektion stellt dierecht häufig anzutreffende Kombination von Antibiotika mit Kortikosteroiden dar.
Kortikosteroide können zwar entzündliche Prozesse wirksam eindämmen,provozieren gleichzeitig aber auch atrophische Hautveränderungen [5].
Über der Suche nach immer neueren Therapieansätzen und dem Einsatz modernsterProdukte der pharmazeutischen Industrie neigt die Medizin dazu, traditionelleBehandlungsansätze zu vernachlässigen. Dabei sind diese leicht desinfizierendenund zugleich die körpereigene Abwehr stärkenden Heilmittel häufig recht effektiv [1].
Dies gilt im besonderen Maße auch für die Behandlung kleinerer infizierter Wunden,Hautläsionen mit sekundären bakteriellen Superinfektionen, sowie entzündeten tiefenPusteln und Knoten im Rahmen einer Akne.
Kortikoidfreie entzündungshemmende Wirkstoffe und Antiseptika ohne antibiotischenEffekt stellen in der Behandlung von purulenten Läsionen leichter bis mittlererIntensität eine gute Alternative dar. Durch den kombinierten Einsatz von Adstringentia(entzündungshemmende Wirkstoffe) und Antiseptika (bakterizide und toxischeWirkstoffe in hoher Konzentration) lassen sich Antibiotikaresistenzen undsteroidbedingte atrophische Hautveränderungen vermeiden.
Die folgenden Inhaltsstoffe mit antibakteriellen und entzündungshemmendenEigenschaften sind Bestandteil vieler traditioneller Heilmittel: Benzalkoniumchlorid ist eine quartäre Ammoniumverbindung mit stark bakterizider
Wirkung gegenüber grampositiven Erregern und schwach bakterizider Wirkung
gegenüber gramnegativen Erregern. Der Wirkungsmechanismus beruht auf einer
Steigerung der Permeabilität der Zellmembran, in höherer Dosierung einer
Zerstörung der Zellmembran, der Hemmung enzymatischer Prozesse und der
Ausbildung dauerhafter Proteinbindungen mit den Mikroorganismen [4].
Perubalsam wird aus der Pflanze Myroxyon Balsamum gewonnen. Die wichtigsten
Bestandteile des Estergemischs sind Benzylcinnamat und Benzylbenzoat. Die
wasserunlösliche Lösung besitzt bakteriostatische, adstringierende und
granulationsfördernde Eigenschaften. Perubalsam wird vor allem in der Behandlung
von Wunden und Geschwüren eingesetzt. Allergische Reaktionen werden häufig
beobachtet [4].
Alkalisches Wismutgallat ist ein wasser- und fettunlösliches Wismutsalz mit
antiseptischen, adstringierenden und entzündungshemmenden Eigenschaften. Es
geht irreversible Bindungen mit der Sulfhydrylgruppe der mikrobiellen Enzyme und
Proteine ein. Gleichzeitig fördert es die Anlagerung von Proteinen an der
Hautoberfläche, was seine adstringierende Wirkung erklärt [4].
Zinkoxid gehört zu den Wirkstoffen mit stark adstringierender und
entzündungshemmender Wirkung. Darüber hinaus wirkt es auch schwach
antiseptisch. Zinkoxid soll auch die Keratinisierung günstig beeinflussen [2].
Lebertran ist das Öl der Dorschleber. Es enthält große Mengen Vitamin A, Vitamin D
und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Eingesetzt wird es in der lokalen Behandlung
von Wunden und Geschwüren. Neben seiner antioxidativen und epithelialisierenden
Wirkung ist es auch ein gutes Vehikel [2].
Kampfer wird entweder künstlich synthetisiert oder aus der Pflanze Cinnamonum
camphora
gewonnen. Er besitzt schwach schmerzstillende und adstringierende
Eigenschaften.
Resina ist ein natürliches pflanzliches Harz, das aus Kiefernholz destilliert wird. Es
beschleunigt die Granulation und wird vor allem in Medikamenten zur Behandlung
von oberflächlichen Wunden eingesetzt.
Ichthyol (Ammoniumbituminosulfat), ein weit verbreiteter Wirkstoff, enthält etwa 7 %
Schwefel. Ichthyol besitzt entzündungshemmende Eigenschaften und wirkt über den
Mechanismus der Vasokonstriktion einer Hyperämie der Haut entgegen. Es fördert
die Keratinisation und besitzt, da es vom Körper zu Pentathionsäure umgewandelt
wird, auch bakterizide und fungizide Wirkung.
Aluminiumazetat, bekannt auch als essigsaure Tonerde (Burow-Lösung), besitzt
entzündungshemmende und adstringierende Eigenschaften. Aufgrund seines sauren
ph-Wertes wirkt es darüber hinaus auch bakterizid.
Die hier aufgezählten Wirkstoffe werden in der dermatologischen Praxis seit langemerfolgreich eingesetzt, wenngleich sie in zunehmendem Maße durch moderneArzneimittel verdrängt werden.
Leucen Salbe enthält: Polidocanol 3,0 g, Benzalkoniumchlorid 95 % 0,315 g,Perubalsam 1,67 g, alkalisches Wismutgallat 0,625 g, Zinkoxid 2,5 g, Lebertran 28 g,synthetisierter Kampfer 0,165 g, Ammoniumbituminosulfat 4,16 g, Ichthyol undAluminiumazetat 2,5 g. Hilfsstoffe: Tonerde, Bienenwachs, gehärtetes Fett, weißeVaseline, Resina, Lanolin, Erdnussöl, Rizinusöl, flüssiges Parafin, Super HalotaniAerosil 200 (kationisches Detergentium).
Leucen Salbe setzt sich aus den folgenden Wirkstoffen zusammen: Benzalkoniumchlorid, Perubalsam, Ammoniumbituminosulfat (antibakteriell)Zinkoxid, Wismutgallat, Aluminiumazetat (entzündungshemmend, adstringierend)Vitamin A aus Lebertran (wundheilend)Polidocanol (lokal schmerzlindernd) Die Zusammensetzung der Wirkstoffe dieses Kombinationspräparates erfolgte unterdem Gesichtspunkt einer angestrebten Hemmung des Wachstums grampositiver undgramnegativer bakterieller Erreger, der Eindämmung entzündlicher Reaktionen alsobligate Begleiterscheinung purulenter Hautläsionen, sowie der Stimulierung derEpithelialisierung der geschädigten Haut. Der beabsichtigte therapeutische Nutzenwird durch die Auswahl von Emollientia mit glättendem Effekt auf die Epidermiszusätzlich unterstützt. Gleichzeitig wird die Ausbildung von Antibiotikaresistenzenoder atrophischen Hautveränderungen vermieden.
Mit einer Haltbarkeit von 5 Jahren ist die Stabilität des Präparates gewährleistet.
Ziel der Untersuchung war die Bestimmung von Wirksamkeit und Verträglichkeiteines Kombinationspräparates in der Behandlung kleiner purulenter Hautläsionen derunteren Gesichtshälfte im Rahmen einer Akne vulgaris. An der offenen Studienahmen 32 Probanden (18 weiblich, 14 männlich) zwischen dem 18. und dem 36.
Lebensjahr mit isolierten nodulopustulären Eruptionen teil. Die Probanden trugenüber einen Zeitraum von sieben Tagen zweimal täglich Leucen Salbe auf. DieWirksamkeit der Behandlung wurde mittels einer vierstufigen Skala anhand derfolgenden Parameter gemessen: Größe der Effloreszenz, Rötung, Ausmaß derentzündlichen Infiltration, Menge des purulenten Inhalts und Schmerzsymptomatik.
Die Einschlusskriterien wurden bei Studienbeginn (Tag 1) anhand einer mindestens12 Parameter umfassenden Punkteskala festgehalten. Das Erscheinungsbild derHaut wurde dreimal beurteilt, Kontrolluntersuchungen wurden an den Tagen 1, 3 und7 der Behandlung durchgeführt. Während jeder Kontrolluntersuchung wurde dieIntensität der Effloreszenz anhand der oben erwähnten Parameter beurteilt. Über dengesamten Studienzeitraum hinweg wurde auf die Ausbildung möglicher lokalerUnverträglichkeitsreaktionen geachtet.
30 Probanden schlossen die Studie ab; nur zwei Teilnehmer wurden wegen Non-Compliance ausgeschlossen (weiblich n=12, männlich n=22). Bei den verbleibendenProbanden zeigte die Behandlung ermutigende Ergebnisse. Fasst man die Summealler Parameter zusammen, so verringerte sich für die gesamte Studiengruppe derWert im Durchschnitt von 12,7 Punkten bei der 1. Kontrolluntersuchung auf 7,0 Punkte bei der 2. Kontrolluntersuchung und auf 3,3 während der abschließendenUntersuchung. Bei zwei Probanden heilten die Läsionen vollständig ab, bei 18Probanden zeigte sich eine deutliche Verbesserung, bei 10 Patienten eine mäßigeVerbesserung. Erwähnenswert ist, dass sich bei keinem der Studienteilnehmerkeinerlei Verbesserung einstellte oder es gar zu einer Verschlechterung desErscheinungsbildes kam. Die stärkste Rückbildung der Läsionen wurde dabei anhandder Parameter “Menge des purulenten Inhalts”, “Ausmaß der entzündlichenInfiltration” und “Schmerzsymptomatik” verzeichnet. Keiner der Teilnehmer zeigtelokale Unverträglichkeitsreaktionen gegenüber dem Präparat.
Das hier geprüfte Kombinationspräparat erwies sich in der Behandlung isolierterentzündlich-eitriger Hautläsionen als wirksam. Nebenwirkungen wurden nichtbeobachtet. Bei den Inhaltsstoffen des Präparates handelt es sich um traditionelleWirkstoffe. Die Kombination ausgewählter Wirkstoffe in angemessener Konzentrationin synergistischen Zusammenspiel mit einem geeigneten Vehikel hatte dieEindämmung der entzündlichen Reaktion, die Austrocknung eitriger Läsionen und dieHerbeiführung einer bakteriostatischen Wirkung unter Vermeidung einerArzneimittelresistenz zum Ziel.
Es konnte gezeigt werden, dass Leucen Salbe in der Behandlung isolierter purulenterHautläsionen zu neueren Arzneimitteln eine bewährte Alternative darstellt, die nicht inVergessenheit geraten sollte.
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Source: http://www.leucen.ch/pdf/Anwendertest-LeucenZugsalbe-drog.pdf

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